50 sind die neuen 40. Das mag mitunter zutreffen, ändert aber nichts daran, dass in zehn Jahren nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes jeder Dritte in Deutschland über 65 Jahre alt sein wird. Damit wächst der Bedarf an betreutem und altersgerechtem Wohnen. Eine Studie der Terragon AG für Nordrhein-Westfalen (NRW) zeigt, dass das bevölkerungsreichste Bundesland mit entsprechendem Wohnraum unterversorgt ist.
Demnach besteht in allen 53 nordrhein-westfälischen Stadt- und Landkreisen ein hoher Netto-Bedarf (Bedarf minus Bestand). Dabei ist der Versorgungsgrad sehr unterschiedlich. Während im Stadtkreis Hamm 8,5 betreute Wohnungen auf 100 Haushalte im Alter von 70 und mehr Jahren kommen, sind es im Stadtkreis Mülheim an der Ruhr nur 0,6. Insgesamt kommt die Untersuchung auf insgesamt 124.745 fehlende Einheiten in diesem Segment in NRW.
Ein weiteres Ergebnis der Studie ist, dass ein hoher Anteil der Senioren über ausreichende Mittel verfügt, um altersgerechte Wohnungen mit Betreuungsangeboten finanzieren zu können. Rund 1,5 Millionen Seniorenhaushalte in NRW und damit circa 75 Prozent sind in Lage, hierfür ein Gesamtentgelt von 750 Euro monatlich aufzubringen, wenn sie 50 Prozent ihres Nettohaushaltseinkommens dafür ausgeben. Fast zwei Drittel und damit ungefähr 1,2 Millionen Haushalte mit älteren Menschen können unter den gleichen Bedingungen sogar 1.000 Euro aufbringen. Die Belastung von 50 Prozent des monatlichen Einkommens erscheint zunächst hoch, umfasst aber nicht nur die Nettokaltmiete und die Wohnnebenkosten, sondern auch einen Grundservice. Dieser besteht je nach Einrichtung aus verschiedenen Dienstleistungen wie Notruf, Beratung, Veranstaltungen, Ausflügen und Rezeption. Zudem verringern sich bei Seniorenhaushalten andere Ausgaben aus dem verfügbaren Einkommen, beispielsweise Ausgaben für Kinder oder die Anschaffung langlebiger Wirtschaftsgüter wie Wohneinrichtung oder Zahlungen für die Altersvorsorge.
Die zahlungskräftigsten Seniorenhaushalte leben im Stadtkreis Aachen (91 Prozent) sowie in den Landkreisen Olpe (86 Prozent) und Gütersloh (82 Prozent). Selbst in Duisburg, dem Schlusslicht, können sich noch 65 Prozent der Seniorenhaushalte eine monatliche Belastung von 750 Euro leisten.
Eine ausreichende Versorgung von Kommunen mit Formen des betreuten Wohnens kann vor allem für Städte mit angespannten Wohnungsmärkten einen positiven Nebeneffekt haben: Attraktive Alternativangebote können Senioren veranlassen, aus ihren meist preisgünstigen und nicht selten zu großen Wohnungen auszuziehen, die anschließend anderen Mietergruppen zur Verfügung ständen.
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