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Das Projekt „GREEN HOME“ – Im Gespräch mit Simone Pedersen

Welche Herausforderungen sehen Sie bei der Sanierung von WEG?

Ein zentraler Punkt ist die Liquidität, da viele Wohnungseigentümergemeinschaften (WEG) nicht über ausreichende finanzielle Mittel für energetische oder andere Sanierungen verfügen. Oftmals sind die Eigentümer auch nicht bereit, entsprechende Darlehen aufzunehmen, obwohl es Förderprogramme gibt, die zinsvergünstigte Kredite ermöglichen. Eine weitere Herausforderung sind die Kapazitätsgrenzen der Hausverwalter, die häufig wegen des Fachkräftemangels und der vielfältigen Zusatzaufgaben ausgelastet oder sogar überlastet sind. Viele Verwalter sind besorgt über den zusätzlichen Aufwand, den solche Sanierungsmaßnahmen mit sich bringen. Der Prozess ist zeitaufwendig und komplex, beginnend bei der Einbindung von Energieberatern über Ingenieure und Architekten, die Leistungsverzeichnisse erstellen und Ausschreibungen durchführen, bis hin zu den ausführenden Handwerksbetrieben. Es ist generell schwierig, überhaupt Angebote zu erhalten, wobei für WEG rechtlich vorgeschrieben ist, dass den WEG-Verwaltungen mindestens drei Angebote vorliegen müssen. Es fehlt an Beispielprojekten, die als Referenz dienen könnten, um Eigentümer zu informieren und ihnen die Möglichkeit zum Austausch mit anderen Eigentümern zu bieten. Solche Projekte könnten Bedenken ausräumen, die bei Sanierungen häufig auftreten, wie zum Beispiel die Sorge, dass Dämmmaßnahmen zu Schimmelbildung führen, dass die Maßnahmen zu kostspielig sind oder zu lange andauern.

Welche Auswirkungen erwarten Sie langfristig vom GREEN Home-Projekt im Kontext der Wohnungswirtschaft und der Umwelt?

Ich erwarte, dass die im Rahmen des Projekts entwickelten Lösungsansätze zu einem Umdenken bei Hausverwaltungen führen und zu einem stärkeren Engagement in Bezug auf Sanierungsprojekte motivieren. Es ist wichtig, auch die zahlreichen privaten Hausverwaltungen in diesen Prozess einzubinden. In vielen Hausverwaltungen werden solche Projekte leider erst dann in Angriff genommen, wenn ein Wohnungseigentümer die Initiative ergreift – zumindest ist das meine Beobachtung. Wenn Hausverwaltungen stärker sensibilisiert werden, kann dies zu einer besseren Unterstützung insbesondere jener WEG führen, die bereit sind, energetische Sanierungen umzusetzen, aber bisher möglicherweise nicht die nötige Unterstützung erhalten haben. Beispielprojekte können andere Eigentümer dazu motivieren, ähnliche Maßnahmen zu ergreifen. Während der Projektlaufzeit wurde über eine Datenbank mit Beispielprojekten gesprochen, über die Eigentümer in den Austausch mit bereits „umsetzenden“ Eigentümern kommen können. Das wäre sehr hilfreich. Letztlich hat ein gesteigertes Engagement auch positive Auswirkungen auf die Umwelt, da eine höhere Sanierungsquote den Energieverbrauch reduziert.

Welche Fortschritte wurden in ihrer Hausverwaltung durch das Projekt GREEN-Home gemacht und welche Meilensteine stehen noch bevor?

Dank des Projekts und der Unterstützung durch GREEN Home haben einige WEG bei ihren Überlegungen zur Durchführung einer energetischen Sanierung Fortschritte gemacht. Wir haben für 90 Prozent der WEG einen individuellen Sanierungsplan – das hatte ich bereits vor „GREEN Home“ angeschoben. Bei etwa 50 Prozent dieser Pläne wurden in Zusammenarbeit mit einem Energieberater bereits sinnvolle Sanierungsmaßnahmen besprochen. Bei 15 bis 20 Prozent gibt es schon entsprechende Beschlüsse für die Erstellung eines Leistungsverzeichnisses und die Ausschreibungen laufen bereits. Ein wesentlicher Meilenstein, den es nun zu erreichen gilt, ist die tatsächliche Umsetzung der Maßnahmen. Dazu benötigen wir die endgültigen Ausführungsbeschlüsse der WEG, damit die Arbeiten beginnen können.

Wie hat das Projekt Ihre Hausverwaltung genau unterstützt?

Unterstützt hat uns GREEN Home bei der Vernetzung mit Dienstleistern, aber auch Beratern, die direkt von Anbeginn ein Projekt begleiten, und Finanzierern. Wir haben einen digitalen Sanierungsfahrplan kennengelernt, den wir mittlerweile bei drei Wohnungseigentümergemeinschaften beauftragt haben. Außerdem haben wir teilweise die individuellen Sanierungsfahrpläne noch einmal bezüglich der gewählten Dienstleister und Maßnahmen überprüfen lassen, da hier Qualität und Fokus auch variieren können. Auch die Unterstützung als neutraler Berater vor Ort war von Vorteil.

Was hat sie persönlich motiviert, Teil des Projekts zu werden?

Die explodierenden Gaskosten (lacht). Ich persönlich interessiere mich sehr für Umweltschutz und dafür, wie wir in den von uns betreuten Objekten Energie einsparen und Synergieeffekte nutzen können. Häufig besteht in den Gebäuden ohnehin Sanierungsbedarf, unabhängig von energetischen Maßnahmen. In den 90er Jahren wurde zum Beispiel nicht immer in hoher Qualität gebaut. Wenn also saniert wird, wie etwa bei einem Neuanstrich der Fassade, lässt sich diese Maßnahme auch mit energetischen Sanierungen kombinieren, zum Beispiel mit einer Fassadendämmung oder dem Einbau neuer Fenster. Dieser Ansatz hat mein Interesse geweckt und war für mich besonders spannend. Daher wollte ich meine eigenen Erfahrungen und die Hindernisse, die ich kenne, in das Projekt einbringen. Es hat mich interessiert, wie andere Hausverwaltungen solche Herausforderungen meistern, wie sie mit kritischen Stimmen der Eigentümer umgehen und, welche Dienstleistungen sie einsetzen. In diesem Austausch habe ich auch neue Sanierungsmöglichkeiten kennengelernt, wie zum Beispiel die Installation einer Deckenheizung in Altbauwohnungen, wenn der Aufwand für eine Fußbodenheizung zu groß ist.

 

Die Abschlussveranstaltung des Projekts GREEN Home findet im Rahmen des Deutschen Verwaltertags 2024 statt. Hier informieren!

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Das EU-Projekt GREEN Home im Gespräch

Dieses Mal erläutert Adrian Pruß von der Pruß Hausverwaltung e.K. wie GREEN Home Hausverwaltungen konkret unterstützt. Seiner Erfahrung nach haben sich Koordination und Umsetzung energetischer Sanierungsmaßnahmen in WEG in den letzten Jahren zu einem immer komplexer werdenden Abstimmungsprozess entwickelt. Bei genau diesen Herausforderungen bietet GREEN Home mit den entwickelten Instrumenten einen konkreten Mehrwert, sagt Pruß. Mehr dazu im folgenden Interview.

Warum ist die WEG-Sanierung so wichtig für das GREEN Home Projekt?

Das Projekt GREEN Home fokussiert sich nahezu ausschließlich auf Wohnungseigentümergemeinschaften (WEGs) und wurde ins Leben gerufen, um diese gezielt zu sanieren. Hintergrund ist, dass WEGs etwa 23 Prozent aller Wohnungen in Deutschland ausmachen. Allerdings liegt die Sanierungsquote in diesem Bereich bei lediglich 0,2 Prozent, ein Wert, der seit Jahren konstant niedrig ist. Dadurch bietet sich in WEGs ein erhebliches Potenzial für Sanierungen, das GREEN Home zu nutzen versucht – und das, meiner Meinung nach, mit einem sehr vielversprechenden Ansatz. In den vergangenen Jahren haben wir beobachtet, dass die Bereitschaft und das Bewusstsein der Eigentümer für energetische Sanierungen deutlich zugenommen haben. Ein wichtiger Aspekt dabei ist die Nutzung von Synergieeffekten, also das gleichzeitige Durchführen von ohnehin notwendigen Erhaltungsmaßnahmen und energetischen Verbesserungen. Green Home zielt darauf ab, genau diese Potenziale zu erkennen und zu nutzen.

Welche Fortschritte wurden durch GREEN Home bisher erreicht und welche Meilensteine stehen noch bevor?

Der Ansatz von GREEN Home bestand zunächst darin, herauszufinden, welche Bedürfnisse und Probleme es in der Branche gibt und wie wir diese lösen können. Dabei wurde deutlich, dass Verwalter Unterstützung benötigen, die sich möglichst prozessoptimiert umsetzen lässt. Deshalb haben wir eine Schritt-für-Schritt-Anleitung entwickelt, die den gesamten Sanierungsprozess abdeckt – von Mangelfeststellungen über Schadensbehebung unter Berücksichtigung von energetischen Punkten. Diese Anleitung kann sowohl von Verwaltern genutzt als auch den Eigentümern zur Verfügung gestellt werden. Darüber hinaus haben wir Prototypen, z.B. die sogenannte Energiedienstleistung, entwickelt. Dieser Prototyp sieht vor, dass ein Dienstleister, zum Beispiel ein Anbieter von Heizungsanlagen, eine Ausschreibung durchführt, Angebote einholt, den Prozess begleitet und am Ende eine den gesetzlichen Vorgaben entsprechende Heizungsform umsetzt, inklusive einer möglichen Finanzierungslösung. Zu den noch ausstehenden Meilensteinen: Mehrere Projektteilnehmer setzen derzeit Pilotprojekte um. Hier möchten wir gerne das, was wir entwickelt haben, auch in der Praxis ausführen. Wir selbst führen auch ein Pilotprojekt durch, dessen Abschluss noch bevorsteht. Ich bin sehr gespannt auf die Ergebnisse.

Wie hat das Projekt Ihre Hausverwaltung unterstützt? Und wie nehmen WEG das Angebot an?

In einem unserer Pilotprojekte, an dem wir teilnehmen, geht es um die Sanierung eines unserer Mehrfamilienhäuser in Berlin mit über 100 Wohnungen. Konkret soll in diesem Gebäude eine Kellerdeckendämmung durchgeführt werden. Im vergangenen Jahr haben wir bereits ein Angebot von einem Handwerker eingeholt, das die Eigentümer jedoch nicht vollständig überzeugte. Hier kam das Projekt GREEN Home ins Spiel, das genau für solche Situationen entwickelt wurde. Wir haben das Projekt und unser Vorhaben dort vorgestellt und GREEN Home hat uns dahingehend unterstützt, dass wir an die entsprechenden Dienstleister oder Hersteller weitervermittelt wurden. Diese haben einen Termin vor Ort wahrgenommen, ein Leistungsverzeichnis erstellt und eine Ausschreibung gemacht. Nun haben wir mehrere Angebote, die in der Eigentümerversammlung Anfang September besprochen und beschlossen werden sollen. Die Eigentümer, denen wir das Vorhaben bereits vergangenes Jahr vorgestellt haben, waren zufrieden, dass die Umsetzung relativ unkompliziert möglich ist. Ob das Projekt letztlich beschlossen wird, bleibt abzuwarten, aber ich bin zuversichtlich. GREEN Home war in diesem Prozess eine große Unterstützung und hat den Aufwand für uns erheblich reduziert.

Was hat Sie persönlich motiviert an dem Projekt teilzunehmen?

Mich hat von Anfang an der ganzheitliche Ansatz von GREEN Home begeistert, bei dem Verwalter, Eigentümer und Dienstleister an einen Tisch gebracht werden. Die gemeinsamen Workshops waren äußerst produktiv und zeichneten sich durch eine hohe fachliche Relevanz und ein anspruchsvolles Diskussionsniveau aus. Diese Zusammenarbeit hat mich persönlich sehr motiviert, mich aktiv einzubringen. Das Projekt verlief erfolgreich und wir konnten gemeinsam gute Ergebnisse erzielen. Auch die Projektbegleitung, beispielsweise durch Valentina Fröhlich (DENEFF) oder Rüdiger Lohse (DENEFF), verlief immer sehr gut. Sie standen jederzeit bei Fragen zur Verfügung. Ich denke, die Ergebnisse werden langfristig sehr vorteilhaft sein.

Was ist ihr Fazit des Projektes?

Mein Fazit ist, dass ich das gesamte Projekt als äußerst wichtig empfunden habe. Ich hoffe wirklich, dass die praxisnahen Ansätze und Ergebnisse auch nach dem offiziellen Abschluss des Projekts Anwendung finden und umgesetzt werden. Dabei ist es mir ein besonderes Anliegen, dass die Arbeit fortgesetzt wird und nachhaltig Wirkung zeigt.

Die Abschlussveranstaltung des Projekts findet im Rahmen des Deutschen Verwaltertags 2024 statt – alle Infos dazu finden Sie hier.

Adrian Pruß ist seit 13 Jahren bei der Pruß Hausverwaltung e. K. tätig und als Prokurist für die Leitung des Bereiches Wohnungseigentum verantwortlich. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen in der klassischen WEG-Verwaltung sowie der rechtlichen und baulichen Betreuung der verwalteten Liegenschaften. Er ist Mitglied des Projektbeirates der GREEN Home-Initiative.

Pruß Hausverwaltung e. K.
Gründungsjahr: 1996
Sitz: Strausberg
Mitarbeiter: 13
Verwaltungseinheiten: ca. 5.000
Zahl betreuter WEG: über 60

 

 

 

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